Blühprojekt bunt.schön.geising
Mitmachen für mehr Artenvielfalt
Ziel des Blühprojekts
Zusammen mit Bürgerinnen und Bürgern möchten wir Schöngeising noch ein bisschen schöner machen. Mit bunt.schön.geising sollen sich Grünflächen an unseren Straßen zu artenreichen Blühinseln verwandeln – zur Freude von Mensch und Natur.
Das Ziel sind nachhaltige Lebensräume, die für Insekten Nahrungsquelle, Kinderstube und Winterquartier gleichermaßen sind und das Auge erfreuen. Damit wollen wir einen Beitrag zur Vielfalt und dem Schutz der so wichtigen bestäubenden Insekten leisten. Hiervon profitieren auch andere Tierarten wie Vögel, Amphibien oder Igel.
Sind die artenreich angelegten Flächen langfristig etabliert, ist ihr Unterhalt für den Bauhof pflegeleichter und kostengünstiger und führt somit zu Kostenersparnissen für die Gemeinde. Bei etablierten Blühflächen beschränken sich die Pflegemaßnahmen nach den ersten Jahren auf ein- bis dreimaliges Mähen der Flächen mit Abfuhr des Mähguts.
Förderung des Zusammenhalts im Ort
sowie des Verantwortungsgefühls für Natur und Umwelt
Das Blühprojekt soll ein Mitmach-Projekt sein. Für die Aufgaben – von der Bodenaufbereitung über das Aussäen bis hin zum Gießen und Mähen – suchen wir daher Bürgerinnen und Bürger, die sich tatkräftig mit einbringen und ihre Patenflächen betreuen. Die Patinnen und Paten wählen, bei welcher Fläche und bei welcher Aufgabe sie unterstützen möchten.
Die Gemeinde und das Umweltreferat, mit Unterstützung des Vereins für Gartenbau und Landespflege und der Projektgruppe, stellen den Blühflächenpatinnen und -paten professionelle Beratung, Material, Saatgutmischungen und auch die Arbeitskraft der Bauhofmitarbeiter zur Seite.
In Schöngeising gibt es mehrere kleine Rasenflächen entlang der Straßen mit zusammen rund 4.300 Quadratmetern Fläche. Als Start und für erste Erfahrungen sollen zunächst ca. 300 Quadratmeter in Blühflächen umgewandelt werden. Über die nächsten Jahre kommen jedes Jahr weitere Flächen hinzu, sodass sich ganz Schöngeising nach und nach in ein blühendes Dorf verwandelt.
Auf der Gemeindewebsite unter Flächen finden sich alle Flächen, die im ersten Jahr erblühen sollen. Für diese können sich interessierte Bürgerinnen und Bürger bei der Projektgruppe als Patinnen/Paten melden. Idealerweise sollte die Fläche vor der Haustür oder in Laufweite liegen. Es besteht natürlich auch die Möglichkeit, eigene Vorschläge zu Blühflächenpatenschaften zu machen oder bei der Projektgruppe mitzuarbeiten.
Externe Beratung
Damit die Umgestaltung gelingt, wird eine Expertin in Zusammenarbeit mit der Projektgruppe die ausgewählten Standorte vorab begutachten und einen passenden Anbau- und Pflegeplan als Schritt-für-Schritt-Anleitung entwickeln, die den Patinnen/Paten zur Verfügung gestellt wird.
Als externe Beraterin haben wir Frau Claudia Müller gewinnen können. Sie ist für die erfolgreiche Umwandlung der Grünflächen in Germering in artenreiche Blühflächen zuständig.
Methoden zur Umgestaltung
Für die Anlage von artenreichen Blühflächen gilt in erster Linie, die Standortbedingungen zu berücksichtigen: Kann mit dem vorhandenen Boden gearbeitet werden oder soll er lieber ausgetauscht werden? Ist der Boden nährstoffreich oder eher mager, ist er durchlässig oder verdichtet? Wie viel Sonne bekommt die Fläche? Enthält der Boden eventuell schon Samen von Wildblumen, die es hauptsächlich gilt, wachsen zu lassen durch eine Pflegeumstellung auf ein- bis dreimalige Mahd im Jahr? Diese Fragen müssen genau geklärt werden, um die richtigen Methoden zur Umgestaltung festlegen zu können.
Verschiedene Umgestaltungsmethoden haben sich die letzten Jahre bewährt. Wichtig ist, auf die passende Bodenaufbereitung sowie die Anlage- und Pflegeanweisungen zu achten. Hier einige der wichtigsten Methoden kurz zusammengefasst:
- Neuanlage von Magerstandorten
→ Der komplette Oberboden (20-30 cm) wird entfernt und durch ein mineralisches Substrat mit Nullanteil, z. B. Sand-Kies-Gemisch mit Korngröße 0/16 oder 0/32 ersetzt. Darauf kommt eine Schicht von 1 bis 2 cm unkrautfreiem, zertifiziertem Kompost. Diese Flächen werden mit der Zeit max. ein- bis zweimal im Jahr gemäht und bringen schnell einen sichtbaren Erfolg. Eignet sich eher für kleinere Flächen.
- Umwandlung von artenarmen Rasenflächen in artenreiche Blumenwiesen (Burri-Methode)
→ Der bestehende Boden bleibt, aber der alte Pflanzenbestand wird durch relativ aufwendige Bodenaufbereitung entfernt (nach z.B. Fräsen/Eggen Aufwuchs vertrocknen lassen und abrechen; danach Unkraut auflaufen lassen und nochmals fräsen/eggen. Vorgang wiederholen bis zur langfristigen Entfernung des Altbestandes). Bei dieser Methode sind mehrere Schröpfschnitte nötig, und die erste Blüte somit erst im zweiten Jahr zu sehen. Diese Methode eignet sich u. a. für Flächen mit Baumwurzeln, die geschont werden müssen. Ab dem zweiten oder dritten Jahr wird zweimal im Jahr gemäht.
- Vereinfachte Variante zur Umwandlung von artenarmen Rasenflächen in artenreiche Blumenwiesen
→ Ähnlich wie oben, nur wird der Rasen nicht entfernt, sondern im Frühsommer sehr kurz gemäht und vertikutiert (bei großen Flächen mit Wiesenhexe). Bei dieser Methode ist mehr Geduld gefordert, da der alte Bewuchs den erwünschten Wildpflanzen starke Konkurrenz macht.
- Artenanreicherung durch Pflanzen von Wildstauden
→ Fehlende Wildstaudenarten pflanzen und aussamen lassen.
- Naturentwicklung durch Pflegeumstellung
→ Einfache Pflegeumstellung auf ein- bis dreimalige Wiesenmahd im Jahr mit Mähgutabräumung. Eignet sich hauptsächlich, wenn vorhandene „Samendatenbank“ im Boden vermutet bzw. festgestellt werden kann.
- Kombination der Neuanlagenmethode mit der Umwandlungsmethode
→ Der Rasen (5-10 cm) wird abgezogen und durch ungewaschenen Sand (Korngröße 0/4) ersetzt. Eignet sich z. B. gut für einen sonnenliebenden Saum.
Ansaat und Pflege
Spezialfirmen bieten artenreiche, mehrjährige, heimische Saatgut-Mischungen für alle Standortbedingungen: Magerwiesen, Fettwiesen, Verkehrsinseln, Wildblumensäume u.v.m. Auch für besonders trockene, schattige Flächen unter großen Bäumen gibt es eigene Samenmischungen. Die Umgestaltung solcher Flächen kann allerdings komplizierter sein als bei z. B. Magerwiesen, die am schnellsten Erfolg versprechen.
Die beste Aussaatzeit liegt zwischen Mitte April und Mitte Juni sowie im September. Die empfohlene Menge des Saatgutes soll unbedingt eingehalten werden und kann mit Sand oder Maisschrot nach der Anleitung des Saatgutherstellers aufgemischt werden. Das Saatgut dünn ansäen, bei größeren Flächen kreuzweise in zwei Durchgängen. Wichtig zu beachten: Das Saatgut nicht in die Erde einrechen, da ein Großteil der Samen Lichtkeimer sind. Stattdessen die Fläche anwalzen für einen festen Kontakt zur Erde. Danach die Fläche 6 bis 8 Wochen feucht halten. Bei sehr warmer und trockener Witterung muss eventuell nachgewässert werden.
Oft werden die Saatgut-Mischungen durch Anpflanzen von Initialstauden (vorgezogene Wildblumen) unterstützt.
Bei einer Neuanlage mit unkrautfreiem Substrat können vereinzelt Unkrautsamen trotzdem vorhanden sein. Hier gilt es, in den ersten beiden Jahren sorgfältig zu jäten, bis der gewünschte Bestand flächendeckend ist.
Bei Flächen mit Mutterböden würde das Jäten durch das Öffnen des Bodens nur weitere Unkräuter zum Keimen anregen, und man riskiert im Prozess, die keimenden Wildblumen mit auszureißen. In diesem Fall ist der sogenannte Schröpf- bzw. Unkrautschnitt notwendig und entscheidend für den Erfolg der Ansaat. Wenn die Spontanvegetation nach ungefähr 8 Wochen nach der Ansaat eine Höhe von ca. 25 cm erreicht hat und kein Licht mehr auf den Boden fällt, wird der Bewuchs auf etwa 8 cm Höhe geschnitten. Je nach Bodentyp und Nährstoffangebot muss dieser Säuberungsschnitt im ersten Jahr mehrfach wiederholt werden.
Die Häufigkeit der Mahd hängt vom Wiesen- und Bodentyp ab. Es wird empfohlen, insektenschonend mit einer Sense oder einem Balkenmäher morgens oder abends nicht zu tief (min. 7 cm, besser 10 cm) zu mähen. Ein Rasenmäher mit Fangkorb eignet sich aber auch. Wenn möglich, einen Teil der Fläche stehen lassen und später mähen. So schafft man Rückzugsmöglichkeiten für Kleintiere, und die Samen der Pflanzen reifen zu verschiedenen Zeitpunkten, was die Artenvielfalt steigert. Wichtig beim Sommerschnitt ist, das Schnittgut ein paar Tage liegen zu lassen, damit die Samen ausfallen können.
Da der Großteil unserer heimischen Wildpflanzen am besten auf mageren Böden gedeiht, sichern wir uns eine blütenreiche Entwicklung der Wildblumenmischungen, wenn wir nicht düngen. Auch Mulchen ist kontraproduktiv. Zum einen führt es zu mehr Nährstoffen im Boden und fördert somit eher Löwenzahn & Co. als Wildblumen. Zum anderen führt es zu einer Verfilzung des Bewuchses, womit die Entwicklung der Blumen unterdrückt und das einseitige Wachstum der Gräser gefördert wird.
Daher die Faustregel: Mähgut sowie Falllaub immer von den Blühflächen abräumen.
Eine bunte Vielfalt an Angeboten
Durch die Gestaltung öffentlicher Blühflächen und durch das Beobachten der Tiere und der Pflanzen lässt sich eine stärkere Verbindung zur Natur wieder aufbauen. Diese Verbindung und das daraus entstehende Verantwortungsgefühl für unsere Natur und Umwelt möchten wir fördern.
Wenn wir diesen Schritt nachhaltig angehen möchten, ist es wichtig, auch unsere Kinder und Jugendliche für die Natur in unserem Dorf zu begeistern. Daher dürfen sie als erste das Blühprojekt mitgestalten. Aus den Bildern des Malwettbewerb "Mein blühendes Schöngeising" soll nicht nur das Projekt-Logo entstehen, sondern sie sollen auch die Schilder an den jeweiligen Flächen verzieren.
Sobald es wieder möglich ist, soll das Blühprojekt bunt.schön.geising weiter durch eine Vielfalt an Angeboten an die Bürgerinnen und Bürger, an Groß und Klein, begleitet werden:
- Mindestens einmal im Jahr ein Experten-Vortrag
- Workshop-Angebote für Kinder und Jugendliche, wie beispielsweise Insektenhotel bauen und Totholz-Biotop anlegen
- Geführte Exkursionen, eventuell zu Nachbargemeinden, die ähnliche Projekte durchgeführt haben, oder durch das
das Magerwiesen-Biotop am Schöngeisinger Bahndamm
Weiter soll es möglich sein, Informationen zum Blühprojekt sowie zu den einzelnen Flächen anhand von Info-Tafeln und Schildern einzuholen. Unter anderem sollen die Schilder mit QR-Codes versehen werden, die die Projektseite verlinken mit mehr Infos über die angewandte Methode und Samenmischung für die jeweilige Fläche.
Sie möchten eine Blühflächenpatenschaft übernehmen oder die Projektgruppe unterstützen?
Dann melden Sie sich bitte unter bunt@schoengeising.de
Gemeinsam bringen wir Schöngeising zum Blühen.
Ihre Projektgruppe bunt.schön.geising